Digitaler Osterhase

Durch einen Zufall ist die Lok 42.9001 von Märklin (Art.-Nr. 88041) im Bestand. Sie hat wirklich gute Fahreigenschaften und ist wegen des Franco-Crosti-Vorwärmers ein Exot. Ein Grund mehr sie in den Fuhrpark von Jordbergkirche einzureihen.

Vorbildrecherche

Über die Technik und Geschichte der Lok zu schreiben hieße Eulen nach Athen zu tragen. Hier verweise ich auf eine Internetrecherche oder den entsprechenden Artikel in Wikipedia. Mich interessiert das Aussehen.

Im Internet kursieren nur wenige Bilder. Eine recht gute, aber urheberrechtlich problematische Zusammenstellung gibt es auf dieser Seite. Die Bilder sind natürlich schwarz-weiß und lassen über den Zustand nur wenig Schlüsse zu. Die gleichmäßige „Farbe“ weist auf eine gute Erhaltung hin. Die Lok war ja nur neun Jahre im Dienst. Allenfalls erkennt man Ausbleichungen an den „Hasenohren“ und am unteren Teils der Rauchkammer. Ein späteres Foto – erkennbar an den Windabweisern an den hinteren Schornsteinen – zeigt scheinbar ein paar Schmutzspuren im Bereich des Stehkessels und des Tenders. Hier erscheint der Lack stärker ausgeblichen.

Beim Modell fehlen die Griffstangen und die Tritte an der vorderen Pufferbohle. Wenn ich es schaffe, ein Loch hindurch zu bohren, reicht ein durchgesteckter Stahldraht aus, um beides darzustellen. Es ist einen Versuch wert, die Windabweiser aus Papier darzustellen. Die fehlenden Bremsen können mit dem Märklin-Ersatzteil E249121 nachgerüstet werden.

Griffstangen und Tritte

Ich beginne mit den oben erwähnten Griffstangen und Tritten. Dazu bohre ich zwei 0,4-mm- Löcher in die vordere Pufferbohle. Den Versuch mit der Hand durch das harte Metall zu kommen, gebe ich nach einem abgebrochenen Bohrer auf. Also benutze ich die Minibohrmaschine im Ständer. Selbst da schaffe ich es, einen Bohrer abzubrechen. OK, der Bohrständer ist nicht von der besten Qualität.

Der Bohrer hat seine Schuldigkeit getan.

Den 0,3-mm-Stahldraht biege ich am unteren Ende um 90° und stecke ihn von unten in das erste Loch. Die Höhe bestimme ich mit einem Stapel Kunststoffplatten. Mit Sekundenkleber fixiere ich ihn.

Der Stahldraht wird eingeklebt.

Nachdem der Draht im Bohrloch haftet, gebe ich von unten noch einmal einen Tropfen Sekundenkleber dazu. So stelle ich sicher, dass der Draht auch den harten Betriebseinsatz übersteht. Dann kann ich ihn oben in der richtigen Höhe abknipsen.

Einen Streifen Papier tränke ich an einem Ende in etwas Sekundenkleber. Damit hefte ich ihn auf den Halter für das Trittbrett. Nach dem Trocknen gebe ich auch hier von unten noch einen Tropfen Sekundenkleber hinzu. So wird das Papier hart und fällt (hoffentlich) nicht mehr ab. Zum Schluss schneide ich die Trittbretter mit eine Hautschere auf die richtige Größe.

Die Trittbretter sind montiert.

Tender

Zuerst verkürze ich den Lok-Tender-Abstand. Einmal den Kupplungshaken abschneiden, mit der Feile etwas abhobeln und mit Sekundenkleber wieder ankleben und schon fehlt ein Millimeter.

Dann baue ich einen Kondensatorblock als Energiespeicher. Sicherlich würde ich 40 100µF-SMD-Kondensatoren von 1001-digital.de in den Tender bauen können. Doch bei 45 Euro stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr. Ich nehme lieber fünf 100µF-Elektrolytkondensatoren mit 5mm Durchmesser für 95 Cent.

Zuerst klebe ich sie zu einem Dreier- und einem Zweierblock zusammen. Die Anschlussdrähte löte ich möglichst Platz sparend. Ein 100-Ohm-Widerstand mit parallel geschalteter Diode sorgt für ein Begrenzung des Ladestroms. Eine 15V-Zehner-Diode schützt die Kondensatoren vor Überspannung.

Den Block bekomme ich entgegen meiner Annahme nur mit Fräsen im Tender unter. In der Kohlenimitation sind auch Löcher. Sie werden später mit Echtkohle verschlossen.

Der Kondensatorblock zwischen den Teilen des Tendergehäuses

Weil ich den Tender gerade offen habe, bohre ich noch zwei Löcher in die Lampen und klebe je einen Lichtleiter hinein. Eine Leuchtdiode mit Vorwiderstand wird die Lampen erhellen.

Die Drehgestelle und die Unterseite lackiere ich rot. Um einen einheitliche Farbton zu erhalten male ich gleichzeitig male ich auch die Räder der Lok neu an.

Räder und Tender sind rot lackiert. Der Lok-Tender-Abstand ist verkürzt.

Beleuchtung

Mit jeweils zwei warm weißen LED beleuchte ich Tender und Lok.

Die LED ist relativ groß, dafür aber unschlagbar günstig.

Digitalisierung

Zum Einsatz kommt ein Doehler und Haass DH05C. Er passt in die Rauchkammer, wenn man etwas Platz schafft.

Von der Gehäusestütze wird der vordere Zipfel absägt. Dann kann man die Kontaktbleche senkrecht mit dem Seitenschneider abschneiden und die Kunststoffteile des Lampenhalters herausnehmen. Den Lichtkasten am Lichtleiter schneide ich mit dem Seitenschneider kleiner und klebe die vorbereitete Leuchtdiode mit Micro Kristal Klear ein.

Im Gehäuse ist der Decoder zu erahnen.
Die Leuchtdiode ist eingeklebt. Die Flüssigkeit wird noch durchsichtig.
Im Vordergrund die entfernten Teile

Nun kann gelötet werden. Dazu verzinnen ich alle Kontakte auf dem Decoder vor und schließe zuerst Motor und Radstrom an. Hierfür löte ich die Anschlussfahnen am Entstörkondensator an und kürze sie. Das vordere Licht schließe ich gleich mit an.

Probefahrt

Nach der Probefahrt geht es mit dem hinteren Licht weiter und zuletzt wird der Pufferkondensator an der SUSI-Schnittstelle angeschlossen.

Programmierung

Die Programmierung hält sich in Grenzen. Die Lok fährt in die richtige Richtung. Die Höchstgeschwindigkeit setze ich auf 2 und die des Rangiergangs auf 0. Den Energiesparmodus schalte ich ab. Obwohl in der Anleitung als Standardwert angegeben muss ich fürs Abblenden mit F1 in CV35 den Wert 64 eintragen.

Im Rangiergang sollen die Lampen für beide Fahrtrichtungen leuchten. Das ist in der Programmieranleitung beim Funktionsmapping erklärt. Also setze ich CV38 auf 131.

Verschmutzung

Zuerst benutze ich schwarzes Wasching an den roten Bauteilen der Lok. Hierdurch werden die Feinheiten hervorgehoben. Dann gehe ich wie schon beim Projekt Weathering beschrieben vor.

Letzte Arbeiten

Zum Schluss spendiere ich der Lok noch einen neuen Getriebedeckel mit Bremsimitationen. Etwas Echtkohle auf dem Tender rundet das Bild ab.

Die fertige Lok von rechts …
… und links

Weil der Tender nicht mehr von der Lok getrennt werden kann, passt sie nicht mehr in die Schachtel. Also bastele ich noch einen Einsatz aus Pappe.

Alte Lok neu verpackt