Für Jordbergkirche benötige ich noch eine Ersatzlok, sollte die Baureihe 212 einmal ausfallen. Die digitalisierte Baureihe 50 ist von den Fahreigenschaften zwar besser als je zuvor, doch unter einer zuverlässigen Rangiermaschine verstehe ich etwas Anderes.
In der Vitrine habe ich noch eine Baureihe 216 aus der ersten Märklin-Serie. Manche nennen sie das Eisenschwein, warum auch immer. Die Fahreigenschaften sind exelent, weil ich sie mit einem Faulhabermotor mit Schwungmasse ausgerüstet habe. Vor Jahren fuhr sie 2,5cm/min. Das sind aufs Vorbild umgerechnet 330m/h.
Der Faulhabermotor hat eine geringe Stromaufnahme, so reicht ein Decoder DH05C von Doehler&Haass. Er passt ohne Fräsarbeiten in die Aussparungen für die ehemaligen Getriebegehäuse. Sie fielen dem Motorumbau zu Opfer.
Zuerst löte ich alle vorhandenen Kabel ab und säubere die Lötstellen. Der Decoder findet über dem Anschlussblech links auf dem Bild Platz. Die zwischen die Wände des Chassis reichenden Kunststoffhalter schneide ich mit dem Skalpell schmaler. So hat der Decoder genug Raum. Die entsprechenden Anschlussdrähte kürze ich so weit es geht.
Probleme bereitet es, eine Masseverbindung mit dem Druckguss-Chassis herzustellen. Das Metall wird einfach nicht heiß genug. Die Flamme möchte ich wegen des schon eingebauten Motors nicht benutzen. Ich helfe mir, in dem ich ein 1mm starkes Loch durch die Chasiswand bohre. Das äußere Ende des Lochs weite ich mit einem 2mm-Bohrer aus. Dann stecke ich einen Lackdraht hinein und löte ihn mit einem leistungsstarken Lötkolben fest. Das Lötzinn wärme ich sicher eine Minute auf, auch als es noch flüssig ist. Nach dem Erkalten wird die Lötstelle noch versäubert, damit das Gehäuse nicht gespreizt wird. Ob die Lötstelle wirklich haltbar ist, weiß ich nicht, doch löst sie sich zumindest nicht durch Zugbelastung am Draht.
Die Probefahrt ist eine Enttäuschung. Der Motor dreht nur stückchenweise und die Lok kommt nicht vorwärts. Also möchte ich sie „durchklingeln“ und drehe sie um. Es kommen völlig verdreckte Räder zum Vorschein. So bleibt mir nichts weiter übrig, einen vollen Service durchzuführen. Räder säubern, Drehgestelle raus und abölen reicht. Nun fährt die Lok wie gewünscht.
Die Beleuchtung der Lok ist dem Motorumbau zum Opfer gefallen, weil die Glühlampen den Motor beim Ausrollen auf stromlosen Gleisabschnitten stark abbremsten. Mit Decoder spielt dieser Energieverbrauch keine Rolle mehr. Die Anschlussdrähte für das Licht verlege ich schon mal. Doch um die Beleuchtung kümmere ich mich später; sie soll auf Dioden umgebaut werden. Hier fehlen mir bisher noch das Wissen und das Material.
Unter den Decoder klebe ich ein Stück Doppelklebeband, damit es keinen Kurzschluss mit der darunter liegenden Lötfahne gibt. Dann wird der Decoder auf seinen Platz gedrückt und das Gehäuse aufgesetzt. Nach dem Programmieren kann die Lok in Jordbergkirche eingesetzt werden.