Die Wassergestaltung erfolgt mit Bootslack, den ich schon bei anderen Projekten erfolgreich benutzt habe. Bisher habe ich aber nur spiegelglatte Wasseroberflächen bei Windstille dargestellt. Doch in Müsum ist das Wetter anders. Auch wird in einem betriebsamen Hafen die Wasseroberfläche immer durcheinander gewirbelt.
Also klebe ich schon bevor ich mit der Gestaltung der das Wasser berührenden Anlagendetails eine Rauhfasertapete auf den Gewässergrund und male sie schwarz an.
Erst als alle Schmutz verursachende Arbeiten an der Anlage fertig sind, fahre ich mit der Gestaltung fort. Auch müssen alle Uferpatien fertig sein. Weil die ersten Arbeitsschritte schon vier Jahre her sind, male ich die Tapete noch einmal schwarz an und gestalte darauf grüne Schlieren nass in nass. Sie werden vom Wind in die gleiche Richtung getrieben. Bevor ich den Bootslack benutze schütze ich die Anlagenkante mit Klebeband und Zeitungspapier. Das ist wichtig, weil der Bootslack recht dick aufgetragen wird und somit zum Überlaufen neigt.
Das fertige Wasser umspült die Pfosten der Anlegebrücke. Was in der Beschreibung oben so einfach klingt, kostet viel Überwindung und Überlegung. Wäre der Lack nicht so schön verlaufen, wäre die Arbeit von vier Jahren zu Nichte gewesen. Insbesondere, weil das Wasser an exponierter Stelle der Anlage plaziert ist. |
Theoretsche Überlegungen
Möchte man das Modellwasser richtig gestalten, so muss man sich theoretisch über das Aussehen von Wasser Gedanken machen.
Einfallendes Licht wird vom tiefen Wasser absorbiert. In einem Hafen, in dem das Wasser permanent verwirbelt wird und Schmutz durch Abfall oder Kohlenstaub hinzukommt, geschieht das sicher schon bei einer Wassertiefe von einem Meter. Wenn Licht von einer Oberfläche vollständig absorbiert wird, so erscheint die Oberfläche tief schwarz.
Es gibt den Begriff der Blauwassersegler. Dieser beschreibt Hochseesegler, weil Hochseewasser bläulich schimmert. Daraus lässt sich schließen, dass blau in reinem Wasser nicht vollständig absorbiert wird. Wasser im Küstenbereich ist relativ nährstoffreich, so dass Algenwuchs entsteht. Dieser könnte dem Wasser einen grünlichen Schimmer verleihen, absorbiert aber anderes Licht, so dass die Farbe Blau in m.E. Modellhäfen nichts zu suchen hat.
Licht, das in einem flachen Winkel auftritt, wird von der Wasseroberfläche reflektiert. Daher wirkt Wasser bei schönem Wetter blau. Dieses liegt aber nur daran, dass der blaue Himmel reflektiert wird. Den blauen Effekt erreicht man also durch eine blaue Hintergrundkulisse.
Zur Darstellung der blauen Reflexion wurde das Testobjekt vor einem Himmelhintergrund, dessen linke Seite mit einem weißen Blatt Papier verdeckt wurde, fotografiert. |
Um eine unruhige Wasseroberfläche zu gestalten, möchte ich diesmal Raufasertapete als Untergrund benutzen. Um die Wirkung direkt mit einer glatten Oberfläche zu vergleichen, habe ich auf meinem 1:4-Modell die Hälfte des Wassers glatt dargestellt.
Zuerst wird die Raufasertapete auf die Grundplatte geklebt und mit Dispersionsfarbe schwarz angemalt. Einen leichten Grünstich bekommt man, wenn man nass in nass mit sehr wenig Grün Schlieren auf das Schwarz malt.
Nachdem die Dispersionsfarbe gut durchgetrocknet ist, wird nun satt Bootslack auf die dunkle Fläche gestrichen. Es ist darauf zu achten, dass die Grundplatte genau waagerecht liegt, sonst läuft der Lack zu einer Seite.
Das Testobjekt liegt so, dass die Raufasertapete rechts ist. Die beige Fläche ist der weiß gelassene Teil aus dem oberen Bild. Interessant sind die wesentlich realistischeren Reflexionen an der weißen Wand. |
Die untergelegte Raufasertapete verbessert das Aussehen enorm. Die verwendete Raufasertapete ist jedoch etwas zu grob. Die rechte Seite des Bilds sieht eher aus, wie Seegang auf dem freien Meer.
Der Bootslack muss mehrere Tage trocknen, bis darauf weiter gearbeitet werden kann.