Das Modul Wüstenau
Mit dem Modul Wüstenau habe ich mich am 7. Modellbauwettbewerb des Eisenbahnjournals teilgenommen. Leider wird nicht mehr in Kategorien gewertet, so dass alle Spurweiten gleichzeitig von den Lesern bewertet werden mussten. Hier habe ich immerhin den 9 Platz von 16 Teilnehmern erreicht.
Der Bericht hierzu soll hier noch einmal mit den Fotos gezeigt werden. Wegen des großen Umfangs an Bildern wurde der Text aufgeteilt. Die Bilder wurden anders angeordnet, die Kommentare des EJ-Redakteurs, soweit es der Zusammenhang zuließ, beibehalten. Eigentlich gehört der vollständige Bericht in eine Datei, doch ergäbe sich eine Gesamtgröße von etwa 800 kb. Um den Benutzern von ISDN oder Modem eine ertragbare Ladezeit zu bieten, habe ich den Bericht eingeteilt.
Das Modul Wüstenau in direkter Draufsicht. Gut zu erkennen sind der Bahnhof und die Kirche sowie Ort und Marktplatz. Am rechten Rand sieht man ein großes Lagerhaus. |
Die Stadt Wüstenau liegt in der hohen Geest Schleswig-Holsteins. Ihr Bahnhof an der eingleisigen Strecke nach Kaistedt ist vor einiger Zeit von der DB an die Kaistedt-Wüstenauer-Eisenbahn (KWE) verkauft worden.
Die drei Durchgangsgleise werden mit Flügelsignalen gesichert. Den Personenverkehr betreibt die KWE mit ehemaligen VT 95 und lokbespannten Wendezügen. Die KWE bietet einen Stundentakt. Das Güterverkehrsaufkommen des Bahnhofs ist gering, so reicht ein täglicher Zug völlig aus. Glück hatte der Fotograf, dass der heutige Güterzug lang und attraktiv beladen war.
Ein kleiner Lokschuppen mit Versorgungseinrichtungen diente früher zum Unterstellen der Rangierlok. Nun ist er Außenstelle der Eisenbahnfreunde Kaistedt, die ihre preußische T3 hier pflegen.
Als Ladestellen gibt es direkt am Schuppen eine Laderampe und einen Freiladeplatz, der direkt an Gleis 1 liegt. Ein Holzkran besorgt das Be- und Entladen schwerer Güter und Kisten. Ein Anschlussgleis führt zum Lagerhaus der landwirtschaftlichen Genossenschaft. Die Stadt Die Lage an zwei sich kreuzenden Wegen brachte früh Wohlstand nach Wüstenau. Die Missionierung hatte hier ein Zentrum gefunden, was sich in der recht großen Kirche ausdrückt. Heute ist sie Verwaltungssitz des Kreises. Der Markt ist in der Region bekannt.
Das Modul Eigentlich sollte das Modul schon am 6. Modellbauwettbewerb teilnehmen. Es war schon fertig, doch die hessischen Kibrihäuser, die auf fast jeder Z-Anlage stehen, störten mich sehr. So beschloss ich, die Häuser durch Eigenbauten nach norddeutschem Vorbild zu ersetzen und die Eisenbahngesellschaft einfach von einer Landschaft in die nächste umziehen zu lassen.
Das Modul ist in offener Rahmenbauweise mit Fliegendraht- und Gipsüberzug entstanden. Es ist 170cm * 42cm groß und passt somit in zwei Teile eines Ivar-Regals von Ikea. Den linken Abschluss bildet eine Hintergrundkulisse, aus der das Gleis zu einem Gleisstummel führt. Dieser lässt sich durch eine Kehrschleife ersetzen. Rechts schließt sich der Ponyhof aus dem Modellbahn Journal III/1996 an.
Ein Schrottbansen hinter dem Schuppen |
Für das Gleismaterial wurde auf Märklin zurückgegriffen. An den Weichen habe ich die klobigen Antriebskästen abgesägt und einen Unterflurantrieb angebaut. Sie sind damit wesentlich funktionssicherer als die Originale geworden. Dass die Schienen verrostet und geschottert wurden, ist selbstverständlich.
Die Weichen, die mit Unterflurantrieb optisch enorm gewinnen. |
Zur Stromversorgung dient ein alter H0 Märklintrafo, dessen Ausgangsstrom gleichgerichtet ist. So können die Weichen per Verriegelungsschaltung in Fahrstraßen geschaltet werden. Wenn ein Zug in Gleis 1 einfahren soll, genügt ein Druck auf einen Taster und die Fahrstraße ist gestellt. Gleichzeitig werden die Fahrstromrelais der nicht benutzten Gleise ausgeschaltet. Ansonsten ist die Elektrik einfach konzipiert. Jedes Bahnhofsgleis lässt sich nur als ganzes abschalten. Somit verbietet sich eine Automatisierung. Gefahren wird mit einem Walkaroundregler von SB-Modelbau.
Ausgestaltung
Die Signale sind Messingbausätze von Schmidt, Hameln. Während die Gleissperrsignale funktionslos sind, mussten die Flügelsignale erst zusammengebaut und mit einem Unterflurantrieb ausgerüstet werden. Sie beeinflussen den Fahrstrom nicht, so dass der Lokführer selbst für die Sicherheit auf den Gleisen zuständig ist.
Die Signale, vor denen die 221 gerade ihre Motoren zur Abfahrt hoch dreht, sind nicht funktionsfähig. Auf durchbrochene Masten bei Formsignalen braucht man aber auch in Z nicht zu verzichten. (Anmerkung: Hier irrt der Redakteur. Die Hauptsignale sind funktionsfähig. ) |
Der Lokschuppen, der Wasserkran und die Bekohlung stammen von westmodel. Auch sie sind Messingbausätze. Beim Verteilen der echten Kohle habe ich es zu gut gemeint und auch die Schienenprofile angeschottert. Dies führte zu einem Kurzschluss, der natürlich nicht sofort ersichtlich war.
Der filigrane Bekohlungskran. Die Fässer auf dem Niederbordwagen sind sogar verzurrt! |
Die Möbel im Lokschuppen musste ich selbst schreinern. Auch der Feuerlöscher ist selbsgebastelt. Die übrigen Ausstattungsteile stammen vorwiegend von D. Beier. An dem eben leergeräumten Regal lehnt eine Harke, mit der die Eisenbahnfreunde die Sandkörner vor dem Schuppen ordnen. Auf der Werkbank wurden der Hammer und die Zange noch nicht weggeräumt.
Der Lokschuppen ist ein Messingbausatz von westmodel. Er ist abnehmbar, um die Inneneinrichtung betrachten zu können. Die darin untergrbrachte Uralt-T3 hat wieder ihre Ursprungslackierung bekommen. |
Vor dem Schuppen wollen vier Eisenbahnfreunde mit ihrer eben fertig gewordenen Behn & Sperling Draisine eine Probefahrt machen. Beim Schrott hinter dem Schuppen wartet eine mit einem Lötkolben verunfallte Draisine gleichen Typs noch auf die Restaurierung.
Museumseisenbahner mit ihrer Draisine |
Der Freiladeplatz hat betrieblich gesehen keinen idealen Standort direkt an Gleis 1. Das früher vorhandene kurze Ladegleis ist inzwischen abgebaut worden. Der Kran ist aus Messingdraht zusammengelötet. Die filigranen Seile stammen aus der Zeit, als ich noch keine graue Kurzhaarfrisur hatte. Die gelagerten Gegenstände entstammen der Restekiste.
Der Freiladeplatz mit hölzernem Derrik-Kran und Förderband. Die filigrane Ausführung vor allem des Krans ist frappierend. Das Seil, an dem die Kiste hängt, ist ein Haar des Erbauers. |
Bei dem schönen Wetter heute hat die Gaststätte „Triebwagen“ ihre aus Bausätzen von D. Beier stammenden Stühle draußen aufgestellt.
Der Bahnhof mit Gaststätte |
Das Heimatmuseum ist ein Vollgusshaus von Märklin und wurde unverändert übernommen. Eingezäunt ist es mit Halwazaun. Die Lanztraktoren sind von MZZ und Saller. Während Svenja sich auf der selbstgelöteten Schaukel vergnügt, trinken ihre Eltern auf der Terrasse Kaffee.
Ein altes Bauernhaus dient als Heimatmuseum. Davor ein paar alte Traktoren und ein Freisitz fürs Museums-Café. Rechtsunten gerade noch sichtbar ist eine selbst gebastelte Schaukel! |
Auf dem Markt wurden die Marktstände der verschiedenen Hersteller der Filigranität entsprechend verteilt. Vorne sind die feinen Dinge zu sehen, nach hinten wird es gröber. In der letzten Reihe gibt es nur noch die Marktkulisse von MZZ. Da das Angebot der Zubehörhersteller sehr gering ist, mussten auch Lieferwagen oder Wohnwagen als Verkaufsstände herhalten. Aber auch die Firma Coca Cola hat einen Werbestand. Dazu wurde ein etwa 1 cm hohes Fass rot angemalt. Es erhielt einen Verkaufsraum aus schwarzer Farbe und den Schriftzug stilisiert darüber. Der BMW-Dixie-Club zeigt stolz seine Oltimersammlung am Rande des Marktes. Auch Polizei und Feuerwehr konnten motiviert werden, sich zu präsentieren.
Markttreiben in 1:220 – mancher H0-Bahner kann’s nicht besser! |
Eine Szene mit MZZ_Kulisse. |
Die Ausstellung des BMW-Dixie-Clubs |
Für die Sicherheit im hügeligen Gelände sorgen selbstgelötete Geländer und Absperrungen bzw. solche von Halwa. Die Vegetation beschränkt sich auf Bäume der einschlägigen Hersteller und Gras in verschiedenen Flocken. Ich habe daher bewusst auf jede höhere Vegetation im Vordergrund verzichtet. Sie würde sofort dem Entkuppeln per Hand zum Opfer fallen.
Häuser und mehr
Während Bahnhofsgebäude, Kirche und Mietshäuser von Kibri stammen, habe ich die anderen Gebäude aus Polystytolplatten selbst gebaut. Sie wurden alle mit einzelnen Zimmern und einer Inneneinrichtung ausgerüstet. So durfte Herr Merten bei Victor Böhm seine H0-Anlage vom Bahnhof Wüstenau ausstellen.
Die Vorbilder stammen aus Flensburg (Apotheke, Optiker), Glücksburg (Modegeschäft, Villa) und Bad Segeberg (Spielzeuggeschäft). Beim Bau hat mir die Minikreissäge von Böhler und folgende Technik sehr geholfen.
Selbstbauhäuser am Marktplatz. Die Originale des Hauses mit Stufengiebel („Delphin-Apotheke“) und des Ziegelhauses daneben („Ehleroptik“) stehen in Flensburg, die beiden anderen in Glücksburg und Bad Segeberg. |
Die Fotos des Vorbildhauses wurden gescannt und im richtigen Maßstab in den Hintergrund eines vektororientiertes Zeichenprogramm gelegt. Darauf zeichnete ich das Haus. Dann habe ich die Wandteile aus Polystyrol ausgesägt und ein Ausdruck der Zeichnung mit Ponal aufgeklebt. So konnten die Fensterausschnitte durchbohrt und mit Schlüsselfeilen exakt ausgefeilt werden. Die Technik, die Fenster mit dem Skalpell anzuritzen, die Diagonalen durchzuschneiden und dann den Fensterdurchbruch auszubrechen, bewährte sich nicht, da die Ausschnitte in Z einfach zu klein sind.
Das Selbstbau-Spielgeschäft „Victor Boehm“ mit Märklin-Auslage. |
Bei den Fenstern selbst habe ich verschiedene Techniken ausprobiert und am Ende (Villa) folgende als die mit dem besten Ergebnis gefunden. Die fertigen Wandteile wurden von der Zeichnung befreit und auf ein Blatt Papier gelegt. Mit dem Bleistift zeichnet ich nun die Umrisse der Wand und der Fenster. Nun konnte ich die Fensterrahmen mit einem 0,8mm Lackstift von Eding auf Folie von einem Overheadprojektor zeichnen. Die Fensterkreuze entstanden aus 0,4mm Klebeband von Letraset.
Zur weiteren Ausgestaltung wurden die Häuser angemalt und erhielten verschiedene Werbschilder aus dem PC und Fallrohre aus Draht. Die Inneneinrichtung entstand aus verschiedenen Holz und Plastikabfällen. Fotos Das Fotografieren erwies sich als sehr schwierig, da einige Details nicht größer als eine 10 Cent-Münze sind. Während für das Heimatmuseum an der Anlagenvorderkante das Original-Objektiv 28-80 meiner Nikkon F65 mit einer 4-Dioptrien-Nahlinse ausreichte, musste für die Großaufnahme eines Hauses im Hintergrund das 70-210-Telezoom mit Nahlinse aufgeschraubt werden. Daraus ergibt sich, dass die Fotos die Details stark vergrößern und so Ungenauigkeiten zeigen, die mit bloßem Auge nie zu sehen wären. Ausblick Wüstenau ist das letzte Modul der KWE. Die Anlage geht immer an der Wand lang und hat inzwischen eine Kantenlänge von etwa 10 m. Der Bau hat etwa 15 Jahre in Anspruch genommen. So sind die ersten Module inzwischen stark renovierungsbedürftig, da sich die damals verwendeten Materialien als nicht lichtecht herausgestellt haben. Im Kopf habe ich einen Neubau des Bahnhofs Kaistedt in einer Länge von 3 m mit dem filigranen Halwagleis. Bis dahin müssen aber noch viele Euros gespart werden. Außerdem gibt es ja auch noch die Module des „Freundeskreis der Spur Z Hamburg“, die es auf verschiedenen Ausstellungen im Raum Hamburg zu sehen gibt.