Die Kaistedt-Wüstenauer-Eisenbahn wurde Ende des Jahres 2005 stillgelegt. Sie hatte eine Anlagenlänge von 10 m und bestand aus neun Modulen. Die Unterbringung war in IKEA-Bücherregalen, deren Stützen auf dem Bild zu sehen sind. Sie wurden absichtlich nicht wegretuschiert. Schließlich gehören sie zum Eindruck, den die wenigen Besucher und ich von der Anlage behalten werde.
Sehr schön sind auf dem Bild die drei Stufen der Entwicklung der Materialien und meiner Techniken im Landschaftsbau zu erkennen:
- Sägespäne mit Islandmoos
- Grasfaser mit belockten Seemoosbäumen
- Mischbauweise mit Wasserbau und selbst gemalter Kulisse
Die Anlage ist weitestgehend von rechts nach links entstanden, so dass es sinnvoll ist, auch die Beschreibung der einzelnen Module von rechts nach links zu lesen.
Der Bahnhof Wüstenau
Der Bahnhof Wüstenau war vom Material- und Zeitaufwand die Krönung der Anlage. Hier fingen an meine Ansprüche zu wachsen. Der Bau des Moduls zog sich so sicher über fünf Jahre hin.
Ursprünglich war der Ort ausschließlich mit den bekannten Gebäuden von Kibri ausgestattet. Sie hatte ich fast alle im Norderstedter Modellbahngeschäft auf einem Werbediorama für ganze 20 DM erstanden. Das Bahnhofsgebäude hieß auch noch Rodach.
Den genauen Zeitpunkt des Umbruchs kann ich nicht mehr nachvollziehen. Als das Modul fertig war und ich es für den Modellbauwettbewerb des Eisenbahn Journals fotografieren wollte, war ich von den Einheitsgebäuden so genervt, dass ich beschloss, Alternativen zu suchen. Kitbashing aus N-Häusern erwog ich nur kurz. Dann machte ich mich auf und fotografierte Häuser in Schleswig-Holstein. Dies war die Geburtsstunde der Kaistedt-Wüstenauer-Eisenbahn. Der Selbstbaugedanke verselbständigte sich irgendwie, so dass auch die Fahrzeuge und das gesamte Umfeld mit einbezogen wurden.
Die Bautechnik für die Häuser musste ich erst entwickeln. Am PC erstellte Papierbausätze schloss ich aus. Hier hatte ich beim „Abzweiger nach Kaistedt“ negative Erfahrungen in der Dauerhaltbarkeit gemacht. Also probierte ich verschiedene Techniken mit Polystyrol. Nicht alle Gebäude wurden ersetzt. Der Bahnhof Rodach, die Kirche und der Landhandel gefallen mir nach wie vor. Auch konnten die Häuser aus Freiburg stehen bleiben. Hier sieht man nur die Rückseiten.
Eine genauere Beschreibung des Moduls gibt es hier.
Der Ponyhof
Auf diesem Modul befanden sich meine ersten zaghaften Versuche im Gebäudeselbstbau. Die Hauptgebäude des zentralen Reiterhofs waren zwar noch Vollmerbausätze, doch die Nebengebäude sind schon nach konkreten Vorbildern gebaut. Mein ganzer Stolz war der erste selbst gebaute Baum. Er ist kaum zu übersehen. Auch musste die Hintergrundkulisse meine ersten eigenen Malversuche ertragen.
Eine genaue Beschreibung gibt es im Abschnitt „Ponyhof“ auf der KWE-Seite.
Der Schrottplatz
Das zweite Eckmodul trug ursprünglich lediglich eine Begrünung aus Sägespäne. Hier wollte ich nur schnell weiterbauen, um dann im zweiten IKEA-Regal vorläufig eine Kehrschleife anzuschließen. Der Fahrbetrieb war zu diesem Zeitpunkt alles andere als interessant. Die 50 cm-Kurve hatte schon eine Gleisüberhöhung.
Nachdem die Anlage ihre vollständige Ausdehnung erreicht hatte, gestaltete ich das Modul detailliert. Die Vegetation entsprach meiner „Schaffensperiode Grasfaser“. In der Ecke befanden sich zwei Entsorgungsbetriebe des Kreises Wüstenau. Sie sind im Abschnitt „Müll in der Anlagenecke“ auf der KWE-Seite beschrieben.
Über die Svenau
Dieses 180 cm lange Modul schloss sich ursprünglich direkt an den Bahnhof Kaistedt an. Es trug ein 70 cm langes Abstellgleis für Wagen. Nach dem Umzug eignete sich das 15 cm schmale Modul sehr gut um die Verbindung über der Heizung zu schaffen. Das Abstellgleis war hier überflüssig, also wurde es abgerissen. Das Schotterbett blieb aber als besonderer Blickfang erhalten.
Das Aussehen des Moduls änderte sich im Laufe seines Daseins mehrmals. Hier war es vorteilhaft, dass es sich schnell ausbauen ließ.
Als das Abstellgleis entfernt wurde, konnte ein kleiner Hof aus Vollmerhäusern entstehen. Bei meinen Kindern war er so beliebt, dass wir dort einzogen. Natürlich musste unser und das Auto des Onkels nachgebaut und geparkt werden. Die gesamte Familie verrichtete ihre Tätigkeiten im Garten. Das Wichtigste waren die vielen Wunschhaustiere, die ihre Ställe auf dem Grundstück hatten.
Kurz vor der Stillegung wurde das Modul mit den neusten Landschaftsbaumaterialien erneut überarbeitet. Dabei blieben nur der Landschaftsunterbau und die Gleise inclusiv Brücke übrig. Sie wurde Stein für Stein eingefärbt; im eingebauten Zustand ein äußerst schwieriges Unterfangen. Die Niederung wurde neu gestaltet. Nun überquert die Bahn einen Fluss und eine Straße. Der hessische Hof wich einem Schafstall, der nach Norderstedter Vorbild aus Sperrholz gebaut wurde. Die dazugehörige Weide war vorbildlich umgerechnet 140 m lang. Die Hintergrundkulisse konnte wegen der Dachschräge nur einige cm hoch sein. Sie wurde aber als integrativer Teil des Moduls selbst gemalt.
Das Modul stellte den Stand meines landschaftgestalterischen Könnens im Jahr 2004 dar. Es wurde mein Lieblingsmotiv um Züge zu fotografieren wollte. Das Bild auf der Einstiegsseite zur KWE und die Titelleiste sind der Beweis.
Die Fabrik
Im Zimmereck lag natürlich ein Kurvenmodul. Es hatte eine Kantenlänge von 95 cm * 75 cm, die 90°-Kurve einen Radius von 50 cm. Nach innen zweigte ein Anschluss zur Kibri-Fabrik ab. Hinter dem Bahndamm lag ein Ortsteil von Kaistedt, zu dem von der Vorkante aus eine Straße unter der Bahn durchführte.
Weil das Kurvenmodul sehr dicht unter der Dachschräge endete, konnte es nicht klassisch nach hinten ansteigend gebaut werden. So war die aus Kibri-Häusern und MZZ-Kulissen aufgebaute Straßenzeile der tiefste Bereich des Moduls. Die Hintergrundkulisse konnte nur rechts angebracht werden und musste schräg angeschnitten werden.
Das Modul war überwiegend detailliert gestaltet, die Seemoosbäume aber noch nicht belaubt und das Gras noch aus Sägespänen. Der erste Versuch einen Feuerlöschteich darzustellen, scheiterte. Er blieb ein schwarzes Loch.
Im Einschnitt durch den Wald
Auch dieses Modul ist 80 lang. Es entstand gleichzeitig mit der Einfahrt nach Kaistedt. Ein Einschnitt stellte gestalterisch eine Herausforderung dar. Insbesondere musste über vorbildliche Böschungswinkel recherchiert werden. Da ich gelesen hatte, dass Objekte vor der Strecke sie optisch verlängerten, baute ich den Berg vor so die Strecke, dass die Züge nicht mehr zu sehen waren.
Den Berg krönte ein Wald aus dem für mich neuen Seemoos, das ich unbeflockt einsetzte. Nach einiger Zeit sah mir das Ganze doch zu winterlich aus, so dass ich den Wald nachträglich beflockte. Das Material war zur damaligen Zeit doch sehr grob.
Nachteilig am Einschnitt war, dass er nicht so dicht wie gewünscht bewaldet werden konnte. Man musste noch zum Reinigen an die Schienen kommen. Der Berg sorgte einfach dafür, dass die Züge für 50 cm nicht mehr zu sehen waren. Da hätte man gleich einen Tunnel bauen können.
Die Einfahrt nach Kaistedt
Dieses Modul wurde erst nach der Integration der Anlage in das IKEA-Regal gebaut. Ursprünglich schloss sich das Modul „Über die Svenau“ an den Bahnhof an.
Der breitere Platz im Regal wurde auch für breitere Module genutzt, so dass ich eine neue Norm erstellte. Sie waren jetzt 22 cm breit. Das Kopfstück wurde hügelig mit einem ausgebildeten Bahndamm. Das 80 cm lange Modul war Übergang von der alten Norm auf der rechten Seite zur neuen Norm auf der linken.
Da es in Kaistedt permanent eng zugeht, benötigte ich zusätzliche Abstellgleise. Sie lagen schräg auf dem Modul. Am Ende gab es einen sangefüllten Prellbock, der über beide Gleise reichte. Vor den Gleisen ging der Bahndamm einige Meter herunter, um in einem blühenden Rapsfeld zu enden.
Der Bahnhof Kaistedt
Dieses Modul war die Keimzelle der Anlage und überlebte mehr als 15 Jahre. Gebaut wurde es noch in der Mietwohnung. Hier gab es ein kombiniertes Arbeits-, Schlaf und Eisenbahnzimmer von etwa 16 qm.
Die Anlage war mit Regalschienen in etwa 1,40 m Höhe an die Wand geschraubt. Unter dem Bahnhof lag mein Schreibtisch. Hieraus ergaben sich die Maße von 150 cm*90 cm bei einer Schenkeltiefe von 35 cm bzw. 15 cm. Schließlich wollte ich mir nicht permanent den Kopf stoßen.
Die Modulnorm war noch sehr einfach gehalten. Das 15 cm breite Anlagenbrett endete links 5 cm vor dem Rahmen, der aus Dachlatten bestand. Der gegenüberliegende Teil hatte ein 5 cm längeres Brett, das auf dem Rahmen des rechten Moduls auflag. Untergeklebte Hölzer verhinderten das Auseinanderrutschen. Die Bahnstrecke wurde mit einem Ausziehgleis verbunden.
Der Bahnhof hatte zwei geschwungene Personengleise. Zum Güterschuppen mit daneben liegendem Freiladegleis ging es über eine Weiche vom Empfangsgleis ab. Hier zweigte noch ein Industriegleis zu einem Reifenhändler ab.
Auf der gegenüberliegenden Seite lag das Betriebswerk. Es ließ sich vom Bahnhofsende anfahren. Die Platznot zwang die Behandlungsanlagen weit vom Schuppen weg. Sie waren nur durch Sägefahrten zu erreichen.
Die Schlackengrube wurde zuerst erreicht. Dann holten sich die Loks über eine Sturzbekohlung Nachschub. Die Bekohlung musste mit einem Handkran befüllt werden. Immerhin stand der Kohlenwagen direkt unter der Konstruktion. Erst auf dem Weg zur Drehscheibe konnten die Loks am einzigen Wasserkran ihren Durst löschen.
Über die Drehscheibe gelang man zum dreiständigen Rundschuppen oder zur Werkstatt. Ihr vorgelagert war die Dieseltankstelle, die aus einem alten Kesselwagen entstand. Auch konnte die von der Scheibe über ein Ausfahrgleis zur Bahnhofseinfahrt gelangen. So wurde ein Umfahrgleis gespart.
Zwischen Personenbahnhof und BW lag die Lokleitung, das Stellwerk hinter der Drehscheibe. Auch einen Wasserturm gab es.
Der schon erwähnte Reifenhändler und zwei Fachwerkhäuser vervollständigten die Ausstattung an Gebäuden. Der Hintergrund war mit MZZ-Kulissen gestaltet.
Die Detaillierung des Moduls war recht hoch, wird aber nicht mehr meinen heutigen Ansprüchen gerecht. Insbesondere die Weichenantriebe störten mich sehr. Auch hätte die Natur eine Überarbeitung genießen müssen. Die benutzten Sägespäne waren doch sehr ausgeblichen. Eine Überarbeitung scheiterte immer daran, dass zum Ausbau des Moduls zwei Elemente des Regals abgebaut werden mussten.